Schuldenbarometer 1. Halbjahr 2013

Im ersten Halbjahr 2013 sank in Deutschland die die Zahl der Privatinsolvenzen 63.006 zahlungsfähige Bundesbürger.

Zahl der Privatinsolvenzen sinkt um 3,9 Prozent

Kernergebnisse

  • Rückgang um 3,9 Prozent: 63.006 Privatinsolvenzen im ersten Halbjahr 2013
  • Prognose Gesamtjahr: 126.000 bis 128.000 Privatpleiten
  • Prognose Folgejahre: 125.000 bis 135.000 Fälle
  • Länderspitzenreiter bei absoluten Zahlen: 15.108 Insolvenzen in Nordrhein-Westfalen
  • Höchster Anteil bei relativen Zahlen: Bremen mit 129 Fällen je 100.000 Einwohner
  • Am wenigsten Pleiten in Bayern: 58 Fälle je 100.000 Bürger
  • Bundesdurchschnitt: 78 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner
  • Stärkster Anstieg: Hamburg-Statistik klettert um 5,1 Prozent auf 1.870 Fälle
  • Deutlichster Rückgang: Thüringen mit minus 9,8 Prozent

1. Überblick: Privatinsolvenzen sinken um 3,9 Prozent
Im ersten Halbjahr 2013 sank in Deutschland die Zahl der Privatinsolvenzen auf 63.006 zahlungsunfähige Bundesbürger. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum entspricht das einem Rückgang um 3,9 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie „Schuldenbarometer 1. Halbjahr 2013“ der Wirtschaftsauskunftei Bürgel. Demnach hat sich die Situation der Privatinsolvenzen in Deutschland nach den schwachen ersten drei Monaten in diesem Jahr etwas entspannt. „Grund für die Verbesserung ist vor allem die robuste Binnenkonjunktur, die sich positiv auf die Beschäftigungsquote und die Lohnzuwächse auswirkt“, kommentiert Bürgel Geschäftsführer Dr. Norbert Sellin die aktuellen Zahlen. Für das Gesamtjahr 2013 geht Bürgel davon aus, dass es in Deutschland zu 126.000 bis 128.000 Privatinsolvenzen kommen wird. „Deutete die Situation nach dem ersten Quartal 2013 auf Jahressicht noch auf steigende Zahlen hin, hat sich die Lage jetzt etwas entspannt. Wir erwarten rund 2.000 bis 4.000 Insolvenzen weniger als im Jahr 2012“, resümiert Sellin.


Trotz dieses positiven Ausblicks haben weiterhin viele Menschen Mühe, ihre Zahlungsfähigkeit zu bewahren. Aktuell geht Bürgel davon aus, dass sich die Fallzahlen bei den Privatinsolvenzen in den nächsten Jahren auf einem Niveau zwischen 125.000 und 135.000 Fällen einpendeln werden – auch wenn die Statistik stark von der Situation am Arbeitsmarkt abhängt. Hintergrund: „Arbeitslosigkeit ist und bleibt Ursache Nummer eins für die Zahlungsunfähigkeit von Privatpersonen“, erläutert Sellin. Steigen die Arbeitslosenzahlen, dann klettern auch die Fallzahlen bei den Privatinsolvenzen. 

Die Betroffenen müssen nicht zwingend hoch verschuldet sein, um in die Insolvenz zu rutschen. Im Bundesdurchschnitt haben zahlungsunfähige Privatpersonen Schulden in Höhe von circa 28.000 €. Bei jungen Bundesbürgern unter 25 Jahren liegt der Schuldendurchschnitt bei unter 10.000 €. 

Privatpersonen haben vor allem Schulden bei Kreditinstituten, Versandhändlern, Versicherungen, Behörden, Vermietern, Energieversorgern und Telefongesellschaften.
 

2. Bundesländer: Ausgeprägtes Nord-Süd Gefälle bei den Privatinsolvenzen
Im Untersuchungszeitraum des ersten Halbjahres wurden – bei Betrachtung der absoluten Zahlen – die meisten Privatpersonen im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen zahlungsunfähig: 15.108 Fälle. Hohe Werte bei den Privatpleiten melden auch Niedersachsen (7.987), Bayern (7.201) und Baden-Württemberg (6.203).



Die relativen Zahlen – Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner in den Bundesländern – zeigen ein differenziertes Bild: Demnach meldet Bremen im Untersuchungszeitraum mit 129 Fällen je 100.000 Einwohner die meisten Privatpleiten. Es folgen Hamburg (108 Fälle je 100.000 Einwohner), Schleswig-Holstein (103) und Niedersachsen (101). Im Süden hingegen fallen die Zahlen moderat aus: in Bayern mit 58 Fällen je 100.000 Einwohner. Nicht viel schlechter schlägt sich Baden-Württemberg (59), gefolgt von Thüringen (66) und Hessen (68). Der Bundesdurchschnitt rangiert bei 78 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner.



3. Prozentuale Veränderung: Hamburg legt bei den Zahlen deutlich zu
Im ersten Halbjahr 2013 steigen die Fallzahlen in nur zwei Bundesländern. Das stärkste Plus verzeichnet Hamburg mit einem Anstieg um 5,1 Prozent auf 1.870 Fälle. Etwas schwächer wirkt sich der Zuwachs in Sachsen-Anhalt aus. Hier ereigneten sich im ersten Halbjahr 2,1 Prozent mehr Privatinsolvenzen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.



Deutlich weniger Privatpleiten meldet hingegen Thüringen mit einem Rückgang um minus 9,8 Prozent. Deutlich stärker als im Bundesdurchschnitt von minus 3,9 Prozent sinken die Fallzahlen auch in Sachsen (minus 9,4 Prozent), Rheinland-Pfalz (minus 8,4 Prozent), Niedersachsen (minus 6,4 Prozent), Berlin (minus 6,3 Prozent) und Brandenburg (minus 6,0 Prozent).
 

4. Soziodemografische Merkmale: Mehr Männer von der Privatinsolvenz betroffen

Unter den Personen, die im 1. Halbjahr 2013 Privatinsolvenz anmelden mussten,  waren insgesamt 36.633 Männer und 26.373 Frauen. Diese männliche Dominanz zieht sich durch nahezu alle Altersgruppen. Besonders stark ist dieses Ungleichgewicht bei den 51- bis 60-jährigen Schuldnern mit einem Männeranteil von 59,5 Prozent ausgeprägt. Die einzige Ausnahme bilden die 18- bis 20-Jährigen: Hier geraten im 1. Halbjahr mehrheitlich Frauen mit einem Insolvenzanteil von 54,6 Prozent in die Zahlungsunfähigkeit.

Die Altersgruppe der 41- bis 50-Jährigen ist am häufigsten von Privatinsolvenz betroffen. Sie hält von Januar bis Juni 2013 27,8 Prozent an der Insolvenzstatistik. Es folgen die 31- bis 40-Jährigen mit einem Anteil von 25,8 Prozent sowie die Gruppe der 51- bis 60-Jährigen (21,1 Prozent). 0,6 Prozent der Personen, die Privatinsolvenz anmelden mussten, waren 20 Jahre alt oder jünger. Der Anteil der Über-60-Jährigen liegt bei 9,4 Prozent.

5. Arbeitslosigkeit als Hauptursache für Privatinsolvenz
Im ersten Halbjahr 2013 ist die Zahl der Privatinsolvenzen in Deutschland gesunken. Bürgel rechnet für das Gesamtjahr mit bis zu 128.000 Privatpleiten. Sowohl die Beschäftigungslage als auch die Lohnzuwächse wirken sich positiv auf diese moderate Entwicklung aus.

Die Hauptursachen für Privatinsolvenz sind vor allem Arbeitslosigkeit, dauerhaftes Niedrigeinkommen, gescheiterte Selbstständigkeit und Immobilienfinanzierung, Trennung und Scheidung sowie Krankheit. Zudem tragen mangelnde Erfahrungen im Umgang mit Finanzen und Banken sowie ein unpassendes Konsumverhalten massiv dazu bei, dass Bürger zahlungsunfähig werden.
 

 

Herausgeber: Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG, Gasstraße 18, 22761 Hamburg, presse@buergel.de, www.buergel.de

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