Studie: Gründerinnen in Österreich auf dem Vormarsch

Wien. ​Eine aktuelle Studie zum Weltfrauentag analysierte die österreichische Gründerszene. Erfreulich:Frauen sind bei Einzelunternehmen am gründungsfreudigsten


​Insgesamt wurden in den Jahren 2014 und 2015 in Österreich rund 97.800 Einzelunternehmen  gegründet – mehr als die Hälfte davon (55,6 Prozent) von Frauen. Die Anzahl der Frauen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagten, stieg um 1,3 Prozent von ca. 26.990 im Jahr 2014 auf ca. 27.330 in 2015.

„Sich selbstständig zu machen erfordert Mut, Innovationskraft und Unternehmergeist“, so CRIF Österreich Geschäftsführer Boris Recsey. „Die Gründungszahlen zeigen, dass das Selbstbewusstsein der Frauen steigt und immer mehr den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Die Entscheidung dafür fällt aber meistens erst nachdem ein klassischer Karriereweg eingeschlagen wurde, denn das durchschnittliche Alter der österreichischen Gründerin liegt bei 40,78 Jahren.“

Niederösterreich im Bundesländerranking auf Platz 1
Wirft man einen Blick auf die österreichischen Bundesländer, stellt sich die Situation wie folgt dar: Niederösterreich ist das Bundesland der Gründerinnen, hier sind die Frauen am gründungsfreudigsten. 2015 wurden in Niederösterreich rund 6.340 Einzelunternehmen von Frauen gegründet – das ist im Vergleich zum Jahr davor ein Anstieg um rund 4,3 Prozent. Den prozentuell höchsten Anstieg bei Neugründungen durch Frauen verzeichnet das Burgenland mit einem Plus von 10,3 Prozent. In Wien, Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg ist die Anzahl der Gründungen durch Frauen hingegen rückläufig. 
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     


Gründungen erfolgen in traditionellen Frauendomänen
Die CRIF-Erhebung zeigt, dass sich Frauen vor allem in traditionell stark weiblich besetzten Branchen selbstständig machen: Die meisten der von Frauen gegründeten Einzelunternehmen waren im Jahr 2015 dem Gesundheits- und Sozialwesen zuzuordnen. Hier wurden insgesamt rund 12.960 Unternehmen gegründet, was einen Anstieg von 4,4 Prozent zu 2014 bedeutet. An zweiter Stelle liegt der Bereich Handel mit 3.770 Neugründungen im Jahr 2015 (+2,4 Prozent), dicht gefolgt von der Erbringung von sonstigen Dienstleistungen (3.070, -2,8 Prozent).

„Dem Gesundheits- und Sozialwesen kommt aufgrund des demographischen Wandels eine immer wichtigere Bedeutung zu, die Jobs in diesem Bereich werden zum größten Teil von Frauen ausgeführt. Daher ist es in gewisser Weise naheliegend, dass sich Frauen gerade hier selbstständig machen. Die starke Tendenz zu Gründungen mit sozialem Aspekt lässt auch vermuten, dass es Frauen wichtig ist, einer erfüllenden Arbeit nachzugehen und sie weniger als ihre männlichen Kollegen nach Profit streben”, interpretiert Recsey.

Frauen gründen nachhaltiger als Männer
Nach dem verflixten 7. Jahr haben weiblich gegründete Unternehmen eine längere Lebensdauer: So bestehen Einzelunternehmen, die im Jahr 2007 von Frauen gegründet wurden, im Durchschnitt 1486 Tage. Der Unterschied zu den männlich
gegründeten Firmen liegt bei 42 Tagen. 2006 von Frauen ins Leben gerufene Unternehmen haben eine Bestandsdauer von 2062 Tagen (1688 Tage bei männlich gegründeten Firmen). Einzelunternehmen, die im Jahr 2005 von Frauen gegründet wurden, bestehen im Durchschnitt 2430 Tage – also rund 6,5 Jahre. Im Vergleich zu den männlich gegründeten Unternehmen bedeutet dies eine um fast ein Jahr (344 Tage) längere Lebensdauer.

Recsey abschließend: „Auch wenn sich Österreich zum Ziel gesetzt hat, Gründerland Nummer 1 in Europa zu werden, sind die Rahmenbedingungen nach wie vor nicht einfach und die bürokratischen Hürden oft hoch. Daher ist es wichtig, in Österreich ein Klima zu schaffen, das Unternehmensgründungen erleichtert und den Unternehmergeist im Land fördert. Denn Gründerinnen und Gründer schaffen nicht nur ihre eigenen Jobs, sondern in weiterer Folge auch Arbeitsplätze für andere und tragen somit maßgeblich zur Weiterentwicklung unseres Wirtschaftssystems bei.“

Über die Studie
Alle Einzelunternehmen, die vom 01.01.2014 bis zum 31.12.2015 gegründet wurden, wurden für die Auswertung berücksichtigt. Zu diesen Firmen wurden die Geschlechter der Inhaber herangezogen, welche zum Zeitpunkt der Auswertung aktiv waren. Für die Ermittlung der Lebensdauer der Einzelunternehmen wurden hingegen jene Firmen in Betracht gezogen, die zwischen dem Tag der Gründung und dem Erhebungsstichtag aus dem Firmenbuch gelöscht wurden. Inaktive Firmen oder Gewerbescheine, die auf ruhend gestellt wurden, wurden in dieser Berechnung nicht berücksichtigt.

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