Firmeninsolvenzen 2013

 Im Jahr 2013 meldeten 121.784 Bundesbürger Privatinsolvenz an. Das entspricht einem Rückgang von 6,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

26.733 Unternehmen meldeten 2013 Insolvenz an

Kernergebnisse

  • 2013 wurden 26.733 Firmen zahlungsunfähig (minus 9,7 Prozent gegenüber 2012)
  • Vierter Rückgang in Folge
  • Bürgel rechnet für 2014 mit weniger Insolvenzen
  • Insolvenzen steigen 2013 in vier Ländern (Spitzenreiter Hamburg: plus 21,9 Prozent)
  • Stärkster Rückgang: Nordrhein-Westfalen (minus 17,2 Prozent)
  • Jedes vierte insolvente Unternehmen (26,7 Prozent) 2013 war maximal zwei Jahre am Markt
  • Problem-Rechtsform 2013: Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) mit 16,5 Prozent mehr Insolvenzen
  • Schaden durch Firmeninsolvenzen in Deutschland: 26,5 Milliarden Euro in 2013
  • Knapp 150.000 Mitarbeiter 2013 von Firmeninsolvenzen betroffen (2012: 183.500 Mitarbeiter)
  • Spitzenreiter: Nordrhein-Westfalen (9.256 Insolvenzen bzw. 123 Fälle je 10.000 Firmen)
  • Am wenigsten Insolvenzen in Baden-Württemberg: 42 je 10.000 Unternehmen
  • Bundesdurchschnitt: 74 Insolvenzen je 10.000 Firmen

1. Überblick Firmeninsolvenzen: 26.733 zahlungsunfähige Unternehmen in Deutschland

Die Zahl der Firmeninsolvenzen in Deutschland ist gesunken. Im Gesamtjahr 2013 wurden 26.733 Unternehmen zahlungsunfähig, 9,7 Prozent weniger als im Vorjahr1. „Wir beobachten bei den Firmeninsolvenzen den vierten Rückgang in Folge“, kommentiert Bürgel Geschäftsführer Dr. Norbert Sellin die aktuellen Zahlen.

Da das Wirtschaftswachstum in Deutschland 2013 0,4 Prozent betrug und im laufenden Jahr laut Experten auf rund 1,5 bis 1,7 Prozent steigen soll, rechnet Bürgel auch im aktuellen Berichtsjahr mit weniger Unternehmensinsolvenzen: „Insolvenzstatistiken bilden die Vergangenheit ab – daher werden aufgrund der wirtschaftlichen Lage auch 2014 weniger Firmen Insolvenz anmelden müssen.“, so Dr. Sellin. Bürgel rechnet für das Jahr 2014 mit einem Rückgang auf 26.200 Insolvenzen.

Risiken bei der Jahresprognose
Bei der Jahresprognose ergeben sich jedoch Risiken: So ist die Konjunktur in einigen Mitgliedsländern des Euroraumes weiterhin mit Unsicherheiten behaftet. Sofern sich hier andere Entwicklungen ergeben, müsste entsprechend auch die Insolvenzprognose für 2014 angepasst werden.
Im Jahr 2014 drohen in Deutschland zudem Firmeninsolvenzen durch Verzögerungen in der Umstellung auf das Zahlungssystem SEPA. Gerade kleinere Unternehmen sowie Vereine sind im Zeitverzug. Vielen Firmen ist nicht bewusst, dass sie kein Geld mehr per Lastschrift mit dem alten, bisher genutzten Verfahren einziehen können, wenn sie nicht die Umstellung vorbereiten. „Es kann zu Beeinträchtigungen innerhalb der Liquiditätsversorgung bei den Unternehmen kommen, wodurch im schlimmsten Fall sogar eine Insolvenz droht“, so der Bürgel Geschäftsführer.

Binnennachfrage stützt Konjunktur
Die Ursachen der aktuellen Entwicklung bei den Fallzahlen sieht Dr. Sellin im stabilen und positiven konjunkturellen Umfeld mit einem Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent, das vor allem aus der starken und robusten Binnennachfrage resultiert. Diese wirkt sich positiv auf die Beschäftigungsquote und die Lohnzuwächse aus. Der Arbeitsmarkt zeigte sich das ganze Jahr über in guter Verfassung. Die Zahl der Beschäftigten ist im bisherigen Jahresverlauf um 0,6% gegenüber dem Vorjahr gestiegen und hat im September erstmals seit der Wiedervereinigung die 42-Millionen-Marke überschritten. „Die Unternehmen profitieren von der höheren Binnennachfrage seitens der privaten Konsumenten“, so Dr. Sellin. Denn die Exporte stiegen 2013 nur um 0,6 Prozent, nach einem Plus von 3,2 Prozent in 2012. Die schlechte Konjunktur in der Euro-Zone und die Abkühlung auf wichtigen Absatzmärkten wie China belasteten das Geschäft der Exporteure.

Aber auch die gute Zahlungsmoral der Unternehmen verhinderte weitere Insolvenzen. Weniger Zahlungsausfälle schonen die Liquidtät von Lieferanten und Kreditgebern, so dass 2013 weniger Dominoeffekte gemessen wurden, bei denen zahlungsunfähige Unternehmen auch bei anderen Firmen für Liquiditätsengpässe sorgen und im Extremfall diese mit in die Insolvenz treiben. Zum Jahresende 2013 kamen 16,1 Prozent der Unternehmen in Deutschland ihren Zahlungsverpflichtungen verspätet oder gar nicht nach. Die übrigen Firmen überwiesen Rechnungsbeträge innerhalb des Zahlungsziels.

Negative Aspekte trüben die Euphorie
„Allerdings trüben mehrere negative Aspekte diese Euphorie“, analysiert Dr. Sellin. Insolvenzen sind nach wie vor ein Problem mit hoher volkswirtschaftlicher Relevanz. Durch Firmeninsolvenzen entstehen für Unternehmen und Gläubiger jedes Jahr Schäden in Milliardenhöhe. In Deutschland beliefen sich diese im Jahr 2013 auf 26,5 Milliarden Euro2. Insbesondere bei Unternehmen, die hohen Umsatz mit anderen Unternehmen tätigen, kann eine Insolvenz erhebliche Schäden und Verluste verursachen – im schlimmsten Fall sogar zu einer Anschlussinsolvenz des anderen Unternehmens führen.

Zweitens steigen die Fallzahlen bei den insolventen Unternehmen in vier Bundesländern – vor allem in Hamburg mit einem Plus von 21,9 Prozent.

Drittens steigen die Firmeninsolvenzen in einzelnen Branchen an bzw. verharren auf einem überdurchschnittlichen Niveau. Insbesondere die Speditions- und Logistikbranche, die Druckindustrie, der Versand- und Internethandel, die Solarbranche und das Baugewerbe sind überdurchschnittlich stark von Firmeninsolvenzen betroffen.

Viertens war ein Viertel (26,7 Prozent) der Unternehmen, die im Untersuchungszeitraum 2013 Insolvenz anmelden mussten, nur bis zu zwei Jahre am Markt aktiv. Dies ist ein Indikator dafür, dass es Neugründer weiterhin schwer haben. Gerade in der Startphase sorgt vor allem eine fehlende Kapitalausstattung für Finanzierungsschwierigkeiten junger Unternehmen. Auch scheitern Neugründungen, wenn sich deren Geschäftsideen als nicht marktgerecht erweisen. Und den Gründern machen vor allem Marktveränderungen, strategische Fehlentscheidungen und mangelnde fachliche Kompetenz zu schaffen.

Fünftens bleibt die sogenannte Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) eine risikobehaftete Rechtsform. Im Vergleich zum Vorjahr steigen die Fallzahlen in diesem Segment 2013 um 16,5 Prozent.

Firmeninsolvenzen führen sechstens auch immer zu Arbeitsplatzverlusten. 2013 geht Bürgel von rund 150.000 Betroffenen aus. Zum Vergleich: 2012 handelte es sich um knapp 183.500 Menschen.

2. Firmeninsolvenzen je Bundesland: Nordrhein-Westfalen mit den meisten Fällen

Bei Betrachtung der absoluten Zahlen gehen die meisten Firmeninsolvenzen auf das Konto der Bundesländer Nordrhein-Westfalen (9.256), Bayern (3.085), Niedersachsen (2.321) und Baden-Württemberg (2.021).



Aussagekräftiger ist indes der Blick auf die sogenannte Insolvenzquote: die Zahl der Firmeninsolvenzen je 10.000 Unternehmen in einem Bundesland. Auch hier führt Nordrhein-Westfalen im Untersuchungszeitraum 2013 mit 123 Fällen je 10.000 Unternehmen die Statistik an. Es folgen Sachsen-Anhalt (89 Firmenpleiten je 10.000 Unternehmen), Bremen (86), Berlin (81) sowie Hamburg, das Saarland und Schleswig-Holstein (je 80). Während der Bundesdurchschnitt bei 74 Insolvenzen je 10.000 Firmen liegt, melden Baden-Württemberg – hier mussten nur 42 Firmen je 10.000 Insolvenz anmelden –, Bayern (48), Mecklenburg-Vorpommern (49) und Thüringen (51) die geringsten Werte.


3. Prozentuale Veränderungen je Bundesland: In Hamburg steigen die Insolvenzfälle um 21,9 Prozent
Obwohl die Zahl der Firmeninsolvenzen 2013 gegenüber dem Vorjahr im Bundesdurchschnitt um 9,7 Prozent sinkt, steigen die Insolvenzfälle in vier der sechzehn Bundesländer: Allen voran hat Hamburg mit einem Zuwachs um 21,9 Prozent auf 907 Insolvenzen zu kämpfen. Und auch in Sachsen-Anhalt (plus 5,3 Prozent), Hessen (plus 4,2 Prozent) sowie Berlin (plus 0,5 Prozent) steigen die Insolvenzen im Untersuchungszeitraum.


Den stärksten Rückgang hingegen verzeichnet Nordrhein-Westfalen mit minus 17,2 Prozent. Deutlich weniger Insolvenzverfahren ereigneten sich im vergangenen Jahr auch in Schleswig-Holstein (minus 14,6 Prozent), Thüringen (minus 13,5 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (minus 12,9 Prozent).

4. Insolvenzen nach Rechtsform und Unternehmensalter: Deutlicher Anstieg bei Unternehmergesellschaften (haftungsbeschränkt) - Weiterhin viele Jungunternehmen betroffen
39,3 Prozent (10.511 Fälle) aller Firmeninsolvenzen in Deutschland gehen auf das Konto des Kleingewerbes. Bei den GmbHs kam es zu 9.997 Insolvenzfällen (Anteil an der Insolvenzstatistik: 37,4 Prozent). Den mittlerweile drittstärksten Anteil von 6,7 Prozent am Firmeninsolvenzgeschehen in Deutschland macht die Rechtsform der Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) aus. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Insolvenzfälle bei dieser Rechtsform um 16,5 Prozent.


Weiterhin ein Großteil der Firmeninsolvenzen in Deutschland resultiert aus Neugründungen. Insgesamt mussten 7.149 Firmen (Anteil am Insolvenzgeschehen: 26,7 Prozent), die nicht länger als zwei Jahre am Markt aktiv waren, Insolvenz anmelden. Positiv ist, dass die Insolvenzen in diesem Segment um 10,7 Prozent rückläufig sind.


5. Ursachen von Firmeninsolvenzen 
Die Hauptursachen für Unternehmenspleiten bleiben nach wie vor das Ausbleiben neuer Aufträge bzw. deren Stornierung oder Verschiebung. Zweitens sorgen Anschlussinsolvenzen dafür, dass zahlungsunfähige Firmen weitere Marktteilnehmer in den Insolvenzstrudel reißen. „Selbst gesunde Unternehmen können in eine wirtschaftliche Schieflage geraten, denn immer noch sind rund 15 Prozent der Firmeninsolvenzen von Dominoeffekten betroffen“, erläutert Dr. Sellin. Drittens sind Managementfehler für ein erhöhtes Insolvenzrisiko verantwortlich. „Eine falsche Markteinschätzung oder eine fehlende Wettbewerbsfähigkeit können schnell zum Scheitern führen“, resümiert der Bürgel Geschäftsführer. Hinzu kommen Kriterien wie eine fehlende Unternehmensplanung, kein Controlling oder ein unzureichendes oder fehlendes Debitorenmanagement.
 

1 Quelle: Bürgel Datenbank (Stand 7.1.2014)
2 Quelle: Statistisches Bundesamt Stand 01-2014; Bürgel Prognose

Herausgeber: Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG, Gasstraße 18, 22761 Hamburg, presse@buergel.de, www.buergel.de

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