Wie nachhaltig ist das Wachstum im E-Commerce durch Corona?

Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft weltweit beeinträchtigt. Vor allem der stationäre Handel, die Gastronomie sowie die Reise- und Eventbranche erlitten aufgrund von Lockdown-Maßnahmen 2020 erhebliche Verluste. Wer jedoch die Zahlen im Online-Handel verfolgt, stellt einen gegenläufigen Trend fest. Für Händler stellt sich dabei jedoch die Frage, ob das starke Wachstum im E-Commerce auch wirklich nachhaltig oder nur eine Folge der staatlichen Anti-Corona-Maßnahmen ist. Schauen wir uns die Situation genauer an.

Deutliche Steigerung des Bruttoumsatzes im E-Commerce im Jahr 2020

Im Jahr 2020 wurde laut einer aktuellen Studie des Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) und der BEYONDATA GmbH jeder achte Euro beim Warenkauf in Deutschland online ausgegeben. Im Vergleich zum Vorjahr ergab sich dadurch eine Steigerung um 14,6 Prozent. Kauften die Bundesbürger 2019 noch für 72,6 Milliarden Euro online ein, waren es 2020 schon 83,3 Milliarden Euro. Verglichen mit den 423 Milliarden Euro, die der stationäre Einzelhandel im Jahr 2019 in der Bundesrepublik umgesetzt hat, sind die Zahlen im E-Commerce immer noch deutlich niedriger.

Geht man jedoch noch tiefer in die Zahlen, wird ersichtlich, wie stark der Online-Handel wächst. So zeigt die oben zitierte Studie des bevh, dass der E-Commerce 2020 3,3 Prozentpunkte über dem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 11,3 Prozent lag. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass insbesondere Waren aus den Segmenten „täglicher Bedarf“, „Drogerieartikel“ und „Medikamente“ besonders gefragt waren und ihren Anteil am Wachstum des Online-Handels hatten.

Auch „Boomer“ und Senioren kaufen verstärkt online

Die Generation X, Y und Z sind mit der digitalen Welt aufgewachsen. Für sie ist es auch „normaler“, online einzukaufen. Das belegen schon Zahlen aus 2018. Demnach sind über 65 Prozent der Über-14-Jährigen im Online-Shopping aktiv.

2020 zeigt, dass E-Commerce nicht allein mehr für die jüngere Generation wichtig ist, sondern auch die Reichweite bei Menschen über 60 steigt. So war laut Daten des bevh fast ein Drittel aller Online-Käufer im Jahr 2020 über 60 Jahre alt. Noch im Vorjahr waren weniger als 25 Prozent aus dieser Altersgruppe zum Einkaufen im Netz unterwegs.

Es lässt sich also festhalten, dass der E-Commerce mittlerweile auch in Deutschland nahezu alle kaufbereiten Altersgruppen erreicht hat. Corona hat somit u.a. dazu geführt, dass auch ältere Käufergruppen zum Einkaufen den Weg ins Internet gefunden haben.

Erstes Learning für Händler: E-Commerce nimmt seit Beginn der Corona-Pandemie einen immer größeren Anteil an den gesamten Warenkäufen ein. Da nun auch die kaufstarke Gruppe der Über-60-Jährigen am Online-Shopping teilnimmt, sollte zukünftig auch für Ladengeschäfte ein verstärkter Fokus auf dem Online-Absatz liegen, zumindest als Ergänzung zum stationären Geschäft.

Durch Corona hat sich vor allem der Online-Absatz für Produkte des täglichen Bedarfs gesteigert

In der Corona-Krise hat der Online-Absatz vor allem bei Produkten des täglichen Bedarfs deutlich zugelegt. Lebensmittel, Drogerieprodukte oder Medikamente wurden 2020 in Deutschland für fast 6,9 Milliarden Euro online bestellt. Damit stieg der Umsatz für Produkte des täglichen Bedarfs um über 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Vermutlich hat die Angst der Verbraucher vor Ansteckung in den Ladengeschäften für diesen Anstieg gesorgt. Denn Apotheken und Lebensmittelgeschäfte sowie Drogeriemärkte mussten während der gesamten Pandemiephase nie schließen.

Learnings: Sogar Bereiche, die lange Zeit als schwer im Online-Handel umsetzbar galten, wie der Verkauf von Lebensmitteln, haben in der Corona-Zeit ein starkes Wachstum erlebt. Das gilt auch für die Online-Apotheke, der viele Deutsche lange Zeit skeptisch gegenüberstanden.

Online-Pure-Player mit stärkstem Wachstum

Die große bevh-Studie hat gezeigt, dass 2020 jeder zweite Euro auf Plattformen ausgegeben wurde. Viele Händler haben den Weg ins Internet über Verkaufsplattformen gefunden, die neben großer Reichweite auch viel Sicherheit bieten.

Die Statistik zeigt klar, wie Online-Marktplätze in der Pandemie nochmals zulegen konnten. Gleiches gilt auch für Online-Pure-Player. Ihr Wachstum liegt deutlich über 15 Prozent, während das Wachstum stationärer Händler schon seit 2016 negativ ist. Auch das Umsatzwachstum der reinen Versender stagniert bzw. ist seit 2016 rückläufig.

Es wird außerdem erkennbar, dass Corona allein vielleicht ein Wachstumsbeschleuniger ist, der Trend vor allem bei Online-Marktplätzen aber schon lange vorher eingesetzt hat. Nachdem das Wachstum der Online-Pure-Player bis zum vierten Quartal 2018 eher rückläufig war, ist es schon im 1. Quartal 2019 wieder deutlich gestiegen, also weit vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Das Wachstum im E-Commerce ist somit ein dauerhafter Trend, der nach oben zeigt, unabhängig von den Auswirkungen durch COVID-19.

Quelle: https://www.bevh.org/fileadmin/_processed_/6/2/csm_201211_Nachhaltiges_Wachstum_f870bf0eea.png

 

Was unabhängig von der Corona-Krise für ein nachhaltiges Wachstum des E-Commerce spricht

Die Zahlen zeigen, dass der Aufwärtstrend im E-Commerce bereits vor der Corona-Pandemie eingesetzt hat. Doch es gibt noch weitere Faktoren, die für ein nachhaltiges Wachstum sprechen:

  1. Der E-Commerce hat in manchen Handelsbranchen erst so richtig begonnen.

Exemplarisch sei hier der Lebensmittelbereich genannt. Noch vor wenigen Jahren fristete der Online-Handel mit Lebensmitteln ein Nischendasein. Die meisten Kunden wollten frische Lebensmittel vor allem stationär einkaufen. Die Corona-Krise hat die kritische Masse jedoch davon überzeugt, dass auch „sensible“ Waren wir frische Lebensmittel ohne Qualitäts- oder Frischeeinbußen online eingekauft werden können.

     2. Eine Zielgruppe mit starker Kaufkraft hat den Online-Handel entdeckt.

Mit den Käufern über 60 Jahren hat eine Gruppe mit starker Kaufkraft einen immer höheren Anteil am E-Commerce. Dieser Trend wird Online-Händler weiter ermutigen, auch bei Marketing-Maßnahmen genau diese Zielgruppe zu adressieren. Das wird langfristig auch bei den Senioren für eine stärkere Online-Nachfrage sorgen.

     3. Die Digitalisierung ist ein Megatrend, der unumkehrbar ist.

Deutschland ist in Bezug auf die Digitalisierung im europäischen Vergleich immer noch weit hinten. Mit steigendem Digitalisierungsgrad wird die Akzeptanz für digitale Lösungen, also auch für Online-Shopping immer größer. Da sich die Digitalisierung nicht mehr aufhalten lässt, wird sich das auch positiv auf das weitere Wachstum im E-Commerce auswirken.

     4. Lieferketten und Logistik werden immer besser.

In vielen Online-Shops gehören Lieferzeiten von weniger als drei Werktagen schon zum Standard. Viele Kunden, die während der Corona-Krise zum ersten Mal online eingekauft haben, sind sicherlich durch diesen Service überzeugt worden, sodass sie auch nach der Krise online einkaufen werden.

Doch es gibt auch einige wichtige Aspekte, die das Wachstum gerade durch Corona noch einmal gefördert haben und für einen langfristigen Aufwärtstrend sorgen werden:

     5. Die Corona-Krise hat zu einem Mentalitätswandel geführt.

Es gibt mittlerweile fast keine Ware mehr, die nicht auch online verkauft wird. Von Autos über Medizin bis hin zu Pflanzen oder Bauzubehör, alles ist erhältlich. Diese Tatsache haben viele Menschen schon vor der Krise wahrgenommen, aber erst mit der Corona-Krise wurden vielen Konsumenten bewusst, dass sie tatsächlich „alles“ online kaufen können. Die oben zitierte bevh-Studie hat gezeigt, dass fast drei von vier Onlinekäufern auch in Zukunft mehr oder gleichviel online bestellen wollen. Noch 2019 äußerten nur rund 50 Prozent der Befragten diese Absicht. In der Studie von 2020 des bevh gaben sogar rund 50 Prozent der 2.500 Interviewteilnehmer an, dass sie aufgrund der positiven Erfahrungen mit dem E-Commerce in der Corona-Krise zukünftig noch mehr online einkaufen werden.

     6. Händler haben durch Corona das Potenzial des E-Commerce erkannt

Die Corona-Krise hat viele stationäre Händler zum Umdenken gezwungen. Viele Händler haben mittlerweile die Vorzüge des E-Commerce erkannt und werden auch in Zukunft daran festhalten. Das wiederum führt zu weiterem Online-Wachstum.

Online-Händler selbst sehen nachhaltiges Wachstum

Auch wenn sich die Wirtschaft nicht 1:1 auf Deutschland übertragen lässt, hat eine Studie der ZHAW Zürich für das Jahr 2020 unter Schweizer Online-Händlern gezeigt, dass auch der Online-Handel selbst von einem nachhaltigen Wachstum im E-Commerce ausgeht.

Demnach sind über 80 Prozent der befragten Händler der Auffassung, dass deren Wachstum nicht allein Corona-bedingt, sondern nachhaltig ist. Jeder fünfte Händler ging sogar von einem stark nachhaltigen Wachstum aus.

Fazit und Prognose: Wachstum im E-Commerce ist ein langfristiger Trend

Fest steht, dass das Wachstum im E-Commerce schon lange vor der Corona-Pandemie eingesetzt hat, mit jährlichen Wachstumsraten in Deutschland von über 10 Prozent. Diese Entwicklung ist somit nicht allein auf die Corona-Krise zurückzuführen. Sicherlich gibt es einige Bereiche, die auch online wieder nachlassen, wenn der Einzelhandel stationär wieder flächendeckend öffnen darf. Der Trend zum Online-Kauf wird jedoch weiterhin bleiben, denn vor allem ältere Zielgruppen haben das Online-Shopping im Zuge der Corona-Krise für sich entdeckt und werden den Komfort beim Online-Einkauf auch nach Corona zu schätzen wissen.

Der E-Commerce bietet für Händler also gute Zukunftsperspektiven. Eines müssen sie dabei jedoch auch berücksichtigen: Mit steigendem Absatz steigt auch die Zahl an kriminellen Aktivitäten im Online-Shopping. Deshalb wird das Fraud Management für Online-Händler immer wichtiger werden. Mit HYBRIGHT von CRIFBÜRGEL gibt es dafür bereits eine intelligente Softwarelösung, die das nachhaltige Wachstum von Online-Händlern durch effektive Betrugsprävention absichern kann. 

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