Interview: CRIF nimmt die Zahlungsmoral unter die Lupe

Wien, 05. März 2014 - ​Was beim Grundbuch längst Usus ist, wäre auch bei der Bonität möglich: vor Vertragsunterzeichnung elektronisch Auskünfte einzuholen. Boris Recsey, Geschaftsführer der Wirtschaftsauskunftei CRIF, im Interview mit A3 Das Baumagazin.

​„Die besten Informationen haben die Lieferanten aus der Baubranche selbst...Für unseren neuen Credit Check haben wir uns dieses Wissen zunutze gemacht - denn wer kann mehr Ober einen Kunden wissen, als der Handler selbst?“, verdeutlicht Boris Recsey, Geschäftsführer der Wirtschaftsauskunftei CRIF Österreich, die Idee hinter dem neuen Produkt: CRIF bekommt die
Zahlungserfahrungen direkt von den Lieferanten, sammelt diese und bereitet die Daten professionell für die Nutzer auf. Jedes Unternehmen kann mitmachen und erhält
Kundeninformationen im Austausch für eigene Erfahrungsmeldungen. „Was daraus entsteht, ist eine wertvolle Wissensdatenbank, welche in dieser Form am Österreichischen Markt einzigartig und für das unternehmerische Risikomanagement von großem Vorteil ist", betont Recsey. a3 wollte mehr wissen:

a3: Welche Informationen kann man aus der CRIF-Datenbank
herausholen?
Boris Recsey: Der Credit Check prüft alle sicherheitsrelevanten Aspekte sowie auch das jeweilige Umfeld, sodass ein etwaiges Risiko umfassend abgebildet wird. Durch regelmäßiges Monitoring werden Veränderungen automatisch und unmittelbar gemeldet. Unternehmen können sich bei CRIF vor jedem Geschäftsabschluss eine tagesaktuelle Bewertung ihrer neuen
und bestehenden Kunden innerhalb weniger Sekunden online abrufen. Sie erhalten Antworten unter anderem auf folgende Fragen: Bezahlt der Kunde seine Rechnungen? Hat sich sein
Zahlungsverhalten in letzter Zeit geändert? Wie schnell zahlt der Kunde (durchschnittliche Zahldauer in Tagen)? Bezahlt der Kunde all seine Lieferanten gleich oder gibt es Unterschiede? Dank dieser Indikatoren können bereits bei Leistungserbringung die Liefer- und Zahlungsbedingungen entsprechend dem zu erwartenden Zahlungsverhalten angepasst werden. Darüber
hinaus erlaubt es das Monitoring, Veränderungen bei Bestandskunden automatisch festzustellen, womit dem Lieferanten ein rechtzeitiges Agieren ermöglicht wird.

a3: Wie groß ist die Durchdringung in der Baubranche derzeit, was ist das Ziel für die nächsten Jahre?
Recsey: Bei Vertragsabschluss mit CRIF wird festgehalten wird, dass das Unternehmen die Branchenlösung den sogenannten Credit Check Bau, nutzen möchte und dafür im
Gegenzug auch seine eigenen Zahlungserfahrungsdaten beisteuert. Kamen zu Beginn die meisten Anfragen aus Ost-Österreich, steigt nun das lnteresse auch bei Lieferanten aus den westlicheren Bundesländern. Mittelfristig will CRIF alle Big Player am Markt in seiner Branchenlösung Credit Check Bau erfasst haben.

a3: Wie schaut das Datenmaterial aus?
Recsey: Bei der Branchenlösung Credit Check Bau werden alle risikorelevanten Teilprüfungen in einer Matrixdarstellung zu einer Entscheidungshilfe verdichtet und mittels Ampelfarben Rot/Gelb/Grün veranschaulicht.

a3: Wie stellen Sie sicher. dass die gemeldeten Daten auch richtig sind?
Recsey: CRIF verfügt über die meisten negativen Zahlungserfahrungen in Österreich. Neben den Daten der Betreibungsdienstleiter basiert unsere Branchenlösung ausschließlich auf
nachweisbaren Zahlungserfahrungsdaten (offene Posten) zu Kunden der teilnehmenden Bauunternehmen, die aggregiert und in anonymisierter Form angezeigt werden.

a3: Kann ich mich als Kunde gegen Einträge/Meldungen wehren?
Recsey: Selbstverständlich steht es jedem Kunden frei, der Übermittlung der Daten an CRIF zu widersprechen.

a3: Wie finanziert sich das System?
Recsey: Die Investition beschränkt sich ausschließlich auf jenen Beitrag, der bei einer konkreten Bonitätsanfrage eines Kunden entsteht. Bei CRIF werden weder Mindestumsatze noch Mitgliedskosten in Rechnung gestellt.

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