Studie: Österreichische Unternehmen im Fokus

Wien. In einer aktuellen Erhebung hat die Wirtschaftsauskunftei CRIF einen genauen Blick auf die österreichische Unternehmenslandschaft geworfen.

Zwischen 1. Jänner und 30. Juni 2016 wurden in Österreich rund 30.000 Unternehmen gegründet – der Großteil davon als Kleinunternehmen. Im Bundesländervergleich waren dabei die Wiener (25 %) am gründungsfreudigsten, gefolgt von den Niederösterreichern (19 %) sowie Steirern und Oberösterreichern (jeweils 14 %). Die meisten Neugründungen erfolgten im Gesundheits- und Sozialwesen (ca. 5.300), im Handel (ca. 5.000), im Bereich der freiberuflichen (ca. 2.500) sowie sonstigen (ca. 2.100) Dienstleistungen und in der Beherbergung und Gastronomie (ca. 1.900). Demgegenüber standen rund 2.500 eröffnete Insolvenzverfahren, das entspricht einem Anteil von 0,4 % aller österreichischen Unternehmen. Dabei waren Handelsunternehmen am meisten gefährdet. 24 % der Insolvenzen ließen sich dieser Branche zuordnen, gefolgt von der Baubranche mit 18 % sowie der Beherbergungs- und Gastronomiebranche mit 17 %. In Wien mussten im Untersuchungszeitraum 0,6 % der Unternehmen Insolvenz anmelden, das sind etwa doppelt so viele wie in Tirol und Salzburg mit rund 0,3 % – den beiden Bundesländern mit der niedrigsten Insolvenzrate.

„Österreich ist für Unternehmen ein Standort mit attraktiven Rahmenbedingungen. Eine gute Infrastruktur, qualifizierte Arbeitskräfte sowie die leicht verbesserte konjunkturelle Lage sorgen dafür, dass es einem Großteil der heimischen Unternehmen gut geht“, erklärt Boris Recsey, Geschäftsführer CRIF Österreich. „Dennoch ist es wichtig, sich vorausschauend gegen etwaige Risiken und Krisen zu rüsten. Unternehmer sollten sich daher eine dicke Eigenkapitaldecke zulegen.“ Insgesamt verfügten die österreichischen Unternehmen im Untersuchungszeitraum über eine positive Eigenkapitalausstattung. Ein Ost-West-Gefälle war aber dennoch erkennbar: So belegte Vorarlberg mit einer durchschnittlichen Eigenkapitalquote der dortigen Unternehmen von 43 % im Bundesländerranking klar den ersten Platz, während das Burgenland mit einer durchschnittlichen Eigenkapitalquote der dortigen Unternehmen von 31 % das Schlusslicht bildete.

Unternehmensstandort Österreich

Rund 40 % der österreichischen Großunternehmen haben ihren Firmensitz in Wien, gefolgt von Oberösterreich (16 %) und Niederösterreich (12 %). Das Burgenland (1,6 %) bildet hier nach Vorarlberg (3,6 %) das Schlusslicht. „Wien ist nicht nur das Finanzzentrum Österreichs, sondern gilt auch als heimischer Forschungs- und Entwicklungsstandort Nummer 1, punktet durch seine Ostkompetenz und fungiert für viele Unternehmen als Drehscheibe nach Ost- und Südosteuropa. Oberösterreich wiederum gilt als führendes Industrie-, Export- und Technologiebundesland – rund ein Viertel der österreichischen Industrieproduktionen und Exporte kommen von hier. Und auch Niederösterreich betreibt eine aktive Technologiepolitik mit dem Ziel, der europäische Hightech-Standort zu werden”, erklärt Recsey weiter.

Im Branchenvergleich zeigt sich, dass in 7 von 9 Bundesländern die meisten Unternehmen dem Bereich Handel zugeordnet werden können. Darüber hinaus sind speziell in Niederösterreich Landwirtschaftsbetriebe mit einer Anzahl von rund 1.600 besonders stark vertreten. Wien wiederum hat rund 1.950 Kunst- und Unterhaltungsbetriebe zu bieten und im Tourismusland Tirol gibt es ca. 8.250 Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe.

Führungskräfte in österreichischen Unternehmen

Im Vergleich zu den anderen Bundesländern sitzen im Osten Österreichs die meisten Frauen in Führungspositionen. So trifft dies bei 39 % der Unternehmen in Wien und für 36 % der Unternehmen in Niederösterreich und im Burgenland zu. In Tirol sitzen die wenigsten Frauen in den Chefetagen. Die CRIF-Erhebung zeigt auch, dass Frauen vor allem in traditionell stark weiblich besetzten Branchen an der Spitze stehen: In 7 von 9 Bundesländern führen Frauen am häufigsten ein Unternehmen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen. „Frauen sind in den Chefetagen noch immer unterrepräsentiert, dabei zeigen verschiedene Studien, dass Unternehmen mit einer Frau an der Spitze oft erfolgreicher sind als männlich geführte. Hier gibt es für Österreich auf jeden Fall noch einiges an Aufholbedarf“, so Recsey.

Wirft man abschließend noch einen Blick auf das Alter der heimischen Führungskräfte, so ist Salzburg jenes Bundesland mit den ältesten Chefinnen und Chefs. Das Durchschnittsalter liegt bei 53 Jahren. In Wien sind die Führungskräfte am jüngsten – das durchschnittliche Alter liegt hier bei 47 Jahren.

Über die Studie
Als Berechnungszeitraum für Insolvenzen und Gründungen wurde der 01.01.2016 bis 30.06.2016 herangezogen. Für alle anderen Berechnungen wurden jene Firmen berücksichtigt, welche zum 03.06.2016 aktiv waren. Ausgenommen wurden ausländische Firmen sowie ausländische Rechtsformen. Die Berechnung der Eigenkapitalquote basiert auf der jeweils aktuellsten eingemeldeten Bilanz eines Unternehmens, wobei nur als Rechtsform GmbHs und AGs berücksichtigt wurden. Bei der Frage nach Frauen in Führungspositionen wurden jene Unternehmen herangezogen, in denen mindestens eine Frau zeichnungsberechtigt in der Geschäftsleitung sitzt.

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