Schuldenbarometer 1. Quartal 2013

Die Privatinsolvenzen sind im 1. Quartal 2013 in Deutschland im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2012 um 1,7 Prozent gestiegen.

1. Einleitung: Anstieg um 1,7 Prozent im 1. Quartal 2013
Die Privatinsolvenzen sind im 1. Quartal 2013 in Deutschland im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2012 um 1,7 Prozent gestiegen. Insgesamt mussten in den ersten drei Monaten des Jahres 33.315 Bundesbürger Insolvenz anmelden. Das sind die aktuellen Zahlen aus dem „Schuldenbarometer 1. Quartal 2013“ der Wirtschaftsauskunftei Bürgel.
„Wir haben schon im 4. Quartal 2012 steigende Fallzahlen bei den Privatinsolvenzen beobachtet. Dieser Trend setzt sich aktuell fort“, kommentiert Bürgel Geschäftsführer Dr. Norbert Sellin die aktuellen Ergebnisse. Im Jahr 2012 ist die Zahl der überschuldeten Personen auf knapp 6,7 Millionen Bundesbürger angewachsen. „Diese Entwicklung ist ein Indikator dafür, dass die Zahl der Verbraucherinsolvenzen 2013 wieder steigen wird“, warnt Dr. Sellin. Bürgel geht für das Jahr 2013 von leicht steigenden Zahlen auf bis zu 133.000 Fälle bei den Privatinsolvenzen aus.

 

Insbesondere Personen im Niedriglohnsektor seien häufig von Privatinsolvenzen betroffen, wenn sich die Ausgaben – nicht nur für höhere Mieten und Energiekosten – bei nicht zwingend steigenden Einnahmen der Verbraucher erhöhten.

2. Bundesweit melden 41 Bundesbürger je 100.000 Einwohner Privatinsolvenz an
Im 1. Quartal 2013 ereigneten sich die meisten Privatinsolvenzen in Nordrhein-Westfalen. Das bevölkerungsreichste Bundesland meldete im Untersuchungszeitraum 7.790 Verbraucherinsolvenzen. Aber auch in Niedersachsen (4.322), Bayern (3.890) und in Baden-Württemberg (3.476) sind die absoluten Insolvenzzahlen im Bundesvergleich hoch – siehe Grafiken 2 und 3.

 

Ein differenziertes Bild zeigt sich, wenn man die relativen Werte der Analyse zu Grunde legt – also die Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner pro Bundesland. Die relativen Zahlen belegen, dass die Einwohner im Norden der Republik stärker von der Privatinsolvenz betroffen sind als die süddeutschen Bundesbürger. Es ergibt sich ein ausgeprägtes Nord-Süd-Gefälle: Am häufigsten wurden Verbraucherinsolvenzen im 1. Quartal 2013 mit 72 Fällen je 100.000 Einwohner in Bremen angemeldet. Es folgen die Länder Niedersachsen (55 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner), Schleswig-Holstein (54) und Hamburg (52). Der Bundesdurchschnitt lag in den ersten drei Monaten bei 41 Insolvenzen je 100.000 Einwohner. Die wenigsten Privatinsolvenzen gab es in Thüringen (31) und Bayern (31). Unter dem Bundesdurchschnitt rangierten zudem die Bundesländer Baden-Württemberg (33), Hessen (37), Rheinland-Pfalz und Sachsen (38) sowie Mecklenburg-Vorpommern (40). Die Hauptstadt Berlin lag mit 41 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner im Bundesdurchschnitt – siehe Grafiken 4 und 5. 

 

3. Prozentuale Veränderungen: Stärkster Anstieg in Nordrhein-Westfalen
In Deutschland stiegen die Zahlen bei den Verbraucherinsolvenzen im 1. Quartal 2013 um 1,7 Prozent. Den stärksten Anstieg im Analysezeitraum verzeichnete Nordrhein-Westfalen mit einem Plus von 6,8 Prozent auf 7.790 Fälle. Damit hatte das Ergebnis aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland einen deutlichen Einfluss auf die steigenden Fallzahlen bundesweit. Zudem stiegen die Insolvenzzahlen in drei weiteren Ländern. In Sachsen-Anhalt (plus 4,2 Prozent), Baden-Württemberg (plus 3,5 Prozent) und in Bayern (plus 2,9 Prozent) gab es mehr private Insolvenzen als im 1. Quartal 2012. Den stärksten Rückgang verbuchte Hamburg mit einem Minus von 2,9 Prozent. Aber auch in Rheinland-Pfalz (minus 2,5 Prozent), Bremen (minus 2,3 Prozent), Berlin (minus 2,0 Prozent), Sachsen (minus 1,9 Prozent) und Schleswig-Holstein (minus 1,6 Prozent) sanken die Insolvenzzahlen – siehe Grafiken 6 und 7.


4. Privatinsolvenzen nach Alter und Geschlecht
Der Trend der letzten Jahre, dass mehr Männer als Frauen Privatinsolvenz anmelden müssen, setzte sich auch im 1. Quartal 2013 fort. 56,7 Prozent der angemeldeten Insolvenzen gehen auf das Konto von Männern. Diese Dominanz zieht sich durch nahezu alle Altersgruppen. Besonders stark ist das Ungleichgewicht bei den 51- bis 60-jährigen Schuldnern mit einem Männeranteil von 59,8 Prozent ausgeprägt. Die einzige Ausnahme bilden die 18- bis 20-Jährigen: Hier geraten im Untersuchungszeitraum mehrheitlich Frauen mit einem Insolvenzanteil von 54,9 Prozent in die Zahlungsunfähigkeit.
Die Altersgruppe der 41- bis 50-Jährigen ist am häufigsten von Privatinsolvenz betroffen. Sie hält von Januar bis März 2013 28,1 Prozent an der Insolvenzstatistik. Es folgen die 31- bis 40-Jährigen mit einem Anteil von 25,8 Prozent sowie die Gruppe der 51- bis 60-Jährigen (21,1 Prozent). 0,5 Prozent der bundesweiten Privatinsolvenzen werden von Bundesbürgern bis 20 Jahre angemeldet. Der Anteil der Über-60-Jährigen liegt bei 9,5 Prozent.

5. Ausblick
Im 1. Quartal 2013 sind die Privatinsolvenzen in Deutschland wieder angestiegen. Die Wirtschaftsauskunftei Bürgel geht für das Jahr 2013 von bis zu 133.000 Fällen aus. Die Hauptursachen für Privatinsolvenz sind nach wie vor Arbeitslosigkeit, dauerhaftes Niedrigeinkommen, gescheiterte Selbstständigkeit, gescheiterte Immobilienfinanzierung, Trennung und Scheidung und Krankheit. Zudem tragen mangelnde Erfahrungen im Umgang mit Finanzen und Banken und ein unpassendes Konsumverhalten der Verbraucher massiv dazu bei, dass weiterhin viele Bürger von einer Insolvenz betroffen sind. Die Betroffenen müssen nicht immer hoch verschuldet sein, um in eine Insolvenz zu geraten. Privatpersonen haben vor allem Schulden bei Kreditinstituten, Versandhändlern, Versicherungen, Behörden, Vermietern, Energieversorgern und Telefongesellschaften.

Herausgeber: Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG, Gasstraße 18, 22761 Hamburg, presse@buergel.de, www.buergel.de

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