Firmeninsolvenzen 1. Quartal 2015

Firmeninsolvenzen in Deutschland sinken weiter. Anstieg in fünf Bundesländern – durchschnittlicher Insolvenzschaden liegt bei 740.000 Euro.

Überblick: Firmeninsolvenzen sinken um 7,8 Prozent

Die Zahl der Firmeninsolvenzen in Deutschland geht weiter zurück. In den ersten drei Monaten des Jahres mussten 5.706 Firmen eine Insolvenz anmelden. Dies entspricht einem Rückgang um 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. „2015 werden die Firmeninsolvenzen das sechste Jahr in Folge sinken. Aktuell gehen wir von bis zu 23.000 Insolvenzen am Jahresende aus“, kommentiert Bürgel Geschäftsführer Dr. Norbert Sellin die aktuellen Zahlen.

Die Entwicklung rückläufiger Firmeninsolvenzzahlen wurde vorrangig von der Binnenkonjunktur und dem Export getragen. Positive Impulse lieferte dabei vor allem der Konsum der Verbraucher. Aber auch die Investitionen der Unternehmen trugen zum Wachstum bei. „Trotz der positiven Aussichten würde eine unerwartet schwache Entwicklung der weltweiten Wirtschaft beziehungsweise eine erneute Vertrauenskrise in Europa die Unsicherheit der Unternehmen wieder erhöhen. Hierbei spielt vor allem die Entwicklung in Griechenland eine Rolle. In diesem Fall könnte es auch mehr als 23.000 Firmeninsolvenzen geben“, so Dr. Sellin. 

Negative Entwicklungen: Milliardenschäden, Probleme bei Gründern, Zunahme in fünf Bundesländern 
 

„Der bundesweite Rückgang der Insolvenzahlen ist positiv zu bewerten. Blickt man über den Tellerrand hinaus, so beobachten wir auch negative Aspekte bzw. Entwicklungen“, warnt der Bürgel Geschäftsführer.

Weiterhin Milliardenschäden durch Insolvenzen

Durch Firmeninsolvenzen entstehen für Unternehmen und Gläubiger weiterhin Schäden in Milliardenhöhe. In Deutschland beliefen sich diese im 1. Quartal 2015 auf knapp 4,2 Milliarden Euro. Im Durchschnitt hat somit jede Firmeninsolvenz im 1. Quartal 2015 einen Schaden von circa 740.000 Euro angerichtet. „Die Aussichten der Insolvenzgläubiger, an Geld zu kommen, ist in vielen Fällen gering“, sagt Dr. Sellin. Gerade für kleine Unternehmen mit wenig Eigenkapital hat der Zahlungsausfall von Kunden gravierende Folgen. Erstens bedeuten Zahlungsausfälle zusätzliche Mehrarbeit und entsprechende Kosten. Zweitens ist es in vielen Branchen üblich, dass ein Betrieb mit seiner Arbeitsleistung und den Materialkosten in Vorleistung geht. So tragen Unternehmen oft als Kreditgeber unfreiwillig das finanzielle Risiko. Drittens kann auch die Summe vieler kleiner Forderungen die Existenz bedrohen – wenn die Unternehmen über zu wenig Eigenkapital verfügen.

In fünf Bundesländern steigen die Fallzahlen

Der Trend sinkender Insolvenzen zeigt sich nicht in allen Bundesländern. In fünf Ländern steigen die Fallzahlen an. Allen voran Mecklenburg-Vorpommern mit 28,3 Prozent mehr Insolvenzen als im Vorjahreszeitraum. Aber auch in Bremen ist der Insolvenzzuwachs stark (plus 22,6 Prozent). Steigende Insolvenzzahlen melden auch die Bundesländer Saarland (plus 8,1 Prozent), Hessen (plus 6,1 Prozent) und Schleswig-Holstein (plus 1,5 Prozent).

Knapp ein Viertel der Gründer meldet eine Insolvenz an

Knapp ein Viertel (24,4 Prozent) der Unternehmen, die im Untersuchungszeitraum Insolvenz anmelden mussten, waren nur bis zu zwei Jahre am Markt aktiv. Damit setzt sich der Trend der letzten Jahre fort, dass viele Unternehmensgründer nicht am Markt überleben und in die Insolvenz rutschen. Positiv ist, dass es im 1. Quartal in diesem Alterssegment 13,7 Prozent weniger Insolvenzen gab als noch im Vorjahreszeitraum. Hauptursachen für eine Insolvenz der Jungunternehmen sind Unterfinanzierungen in der Startphase (fehlende Rücklagen, Kreditablehnung), strategische Fehlplanungen des Unternehmens (zu starke Bindung an einzelne Kunden, Fehlinvestitionen), Probleme auf Absatz- und Beschaffungsmärkten (nicht hinreichende Marktkenntnisse, zu enger Kundenstamm) sowie externe Ereignisse (Forderungsausfälle, Kostensteigerungen auf der Beschaffungsseite).

Ursachen von Firmeninsolvenzen

Die Gründe für Firmeninsolvenzen sind unterschiedlich ausgeprägt. In vielen Fällen gibt es nicht die eine Insolvenzursache, sondern es sind zahlreiche Auslöser gemeinsam verantwortlich für die Zahlungsunfähigkeit. Die folgenden Ursachen werden in der Praxis von Unternehmen als Insolvenzgründe genannt: 

  • mangelnde Kapitalausstattung (Eigenkapitalmangel/Finanzierungsschwierigkeiten)
  • Konjunkturelle Lage, Strukturwandel
  • Lohn- oder Verwaltungskosten
  • Staatliche Steuer-, Wirtschafts- und Sozialpolitik
  • Persönlicher/familiärer Bereich des Unternehmers; Teilhaberschwierigkeiten
  • Falsche Markteinschätzung/mangelnde Wettbewerbsfähigkeit
  • Fehlinvestitionen oder zu schnelle/zu langsame Kapazitätsausweitung
  • Fehlerhafte Struktur/Organisation des Unternehmens/Standortprobleme
  • schlechte Zahlungsmoral der Kunden
  • Folgeinsolvenzen bzw. Dominoinsolvenzen treffen gleich mehrere Unternehmen
  • Gründungs- oder Übernahmeschwierigkeiten
  • Mängel in Kalkulation oder Buchführung
  • Schwierigkeiten mit Lieferanten
  • Mängel im Produktbereich (Qualität, Preis, Produkteigenschaften)
  • Veraltete Technologie, nicht gelungene technische Umstellung 
  • Führungsprobleme

Die Differenzierung zeigt zudem, dass viele der Ursachen intern sind und es damit auch unabhängig von äußeren Einflüssen wie der Entwicklung von Märkten und Konjunktur oder dem Verhalten der Banken bei der Finanzierung zu Firmeninsolvenzen kommen kann. 

Regionale Analyse: Am meisten Firmeninsolvenzen in Bremen

Beim Blick auf die einzelnen Bundesländer zeigen sich in Deutschland zum Teil große regionale Unterschiede. In absoluten Zahlen gab es mit 1.880 die meisten Insolvenzen in Nordrhein-Westfalen. Aber auch Bayern (668 Firmeninsolvenzen), Niedersachsen (448), Baden-Württemberg (430) und Hessen (403) weisen im absoluten Vergleich hohe Werte auf. Am wenigsten Insolvenzen (absolut) wurden in den ersten drei Monaten mit 76 Fällen in Bremen gemeldet. In der relativen Betrachtungsweise (Insolvenzen je 10.000 Unternehmen) ändert sich die Reihenfolge. Demnach gab es in Bremen mit 34 Firmeninsolvenzen je 10.000 Unternehmen die meisten Fälle. Eine hohe Insolvenzdichte gab es zudem in Nordrhein-Westfalen (28 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen), Hamburg (25) sowie in Schleswig-Holstein und im Saarland (je 23). Der Bundesdurchschnitt lag in den ersten drei Monaten des Jahres bei 18 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen. Deutlich darunter liegen die Werte in Baden-Württemberg (10), Bayern (11) und Brandenburg (12).

Prozentuale Veränderungen: Mehr Insolvenzen in fünf Bundesländern
 

In fünf Bundesländern stiegen die Fallzahlen entgegen dem Bundestrend an. Den deutlichsten Zuwachs verzeichnete Mecklenburg-Vorpommern mit 28,3 Prozent mehr Insolvenzen. Aber auch Bremen meldete einen starken Anstieg (plus 22,6 Prozent). Steigende Insolvenzzahlen wurden auch aus den Bundesländern Saarland (plus 8,1 Prozent), Hessen (plus 6,1 Prozent) und Schleswig-Holstein (plus 1,5 Prozent) gemeldet.Deutliche Insolvenzrückgänge gab es hingegen in Brandenburg (minus 26,8 Prozent), Niedersachsen (minus 26,4 Prozent) und Thüringen (minus 23,1 Prozent). Zweistellig sanken die Zahlen ebenfalls in Sachsen-Anhalt (minus 16 Prozent), Rheinland-Pfalz (minus 10,7 Prozent) und Berlin (minus 10 Prozent).
 

Firmeninsolvenzen nach Unternehmensalter: Weiterhin vermehrt Jungunternehmen betroffen

Der Trend, dass viele junge Unternehmen Insolvenz anmelden müssen, setzt sich auch im Jahr 2015 fort. Allerdings sinken die entsprechenden Fallzahlen in der Altersgruppe um 13,7 Prozent. Dennoch waren 1.390 Firmen nicht länger als zwei Jahre am Markt aktiv. Auch in allen anderen betrachteten Altersgruppen sinken die Insolvenzzahlen. 

Firmeninsolvenzen nach Rechtsform: Gewerbebetriebe und Einzelunternehmen sowie GmbHs mit dem größten Insolvenzanteil

Über 80 Prozent der Firmeninsolvenzen gehen in Deutschland auf das Konto einer GmbH oder eines Gewerbebetriebes bzw. Einzelunternehmens. Den mittlerweile drittstärksten Anteil von 8,3 Prozent (473 Fälle) am Firmeninsolvenzgeschehen in Deutschland macht die Rechtsform der Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) aus.

Herausgeber: Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG, Gasstraße 18, 22761 Hamburg, presse@buergel.de, www.buergel.de

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