Ostdeutsche Bundesländer sind führend bei der Frauenquote – Hamburg ist Hauptstadt der Chefs

Bürgel hat 2.876.000 Millionen Positionen von Führungskräften aus knapp 800.000 Unternehmen in Deutschland hinsichtlich Alter, Geschlecht und Region analysiert.

1. Überblick: Analyse von 2.876.000 Führungspositionen in Deutschland

Frauenquote, Führungskräftemangel und demographischer Wandel sind Themen, die von der Politik und Öffentlichkeit in regelmäßigen Abständen diskutiert werden. Diese Punkte hat die Wirtschaftsauskunftei Bürgel aufgegriffen und 2.876.000 Millionen Positionen von Führungskräften aus knapp 800.000 Unternehmen in Deutschland hinsichtlich Alter, Geschlecht und Regionen analysiert (Stichtag 30.6.2016). Bei den ausgewerteten Führungspositionen handelt es sich um Geschäftsführer, Aufsichtsratsmitglieder und -vorsitzende sowie um Vorstandsmitglieder und –vorsitzende.

2. Frauenquote in Führungspositionen: Ostdeutsche Bundesländer an der Spitze

Frauen in Führungspositionen sind in Deutschland weiterhin unterrepräsentiert. Lediglich 22,5 Prozent der circa 2,8 Millionen analysierten Führungspositionen sind derzeit von einer Frau besetzt. Im Jahr 2015 war die Quote mit 22,4 Prozent nahezu auf dem gleichen Niveau. Im Jahr 2014 lag die Frauenquote mit 21,1 Prozent noch niedriger. Die ostdeutschen Bundesländer nehmen beim Thema Frauenquote dabei eine Vorreiterrolle ein. Brandenburg liegt mit einer Frauenquote in Führungspositionen von 26,1 Prozent wie schon im letzten Jahr (26,0 Prozent) bundesweit an der Spitze. Aber auch in Mecklenburg-Vorpommern (26,0 Prozent), Sachsen und Sachsen-Anhalt (jeweils 25,6 Prozent) und Thüringen (24,3 Prozent) ist die Frauenquote höher als im Bundesdurchschnitt (22,5 Prozent). Mit einer Frauenquote von 24,1 Prozent entpuppt sich das Saarland als dasjenige alte Bundesland mit den meisten weiblichen Führungskräften. Berlin (23,3 Prozent), Rheinland-Pfalz (23,0 Prozent) und Niedersachsen (22,7 Prozent) liegen ebenfalls über dem Bundesschnitt. Nordrhein-Westfalen liegt mit einer Quote von 22,5 Prozent im Bundesdurchschnitt. Nachholbedarf hinsichtlich der Frauenquote haben vor allem Baden-Württemberg (20,2 Prozent), Bremen (20,5 Prozent), Bayern (21,0 Prozent) und Hamburg (21,4 Prozent).

Die zwei Hauptgründe für wenige Frauen in Führungspositionen sind die Männerdominanz in Entscheidergremien sowie eine mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Im Vergleich zum Jahr 2015 sind die Quoten von Frauen in Führungspositionen in allen Bundesländern angestiegen.

3. Frauen in Führungspositionen nach Unternehmensgröße: Frauenquote in kleinen Unternehmen überdurchschnittlich hoch

Bei steigender Unternehmensgröße nimmt der durchschnittliche Chefinnenanteil kontinuierlich ab und steigt dann bei den Großunternehmen wieder an.  Während in kleinen Firmen mit bis zu zehn Mitarbeitern mehr als jede vierte Führungskraft eine Frau ist (25,3 Prozent), sinkt die Chefinnenquote bei 101-bis-500-Mitarbeiter-Unternehmen auf 12,5 Prozent.  Bei Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern steigt die Frauenquote wieder an (12,9 Prozent). Bei Großunternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern liegt der Anteil von Frauen in Führungspositionen bei 16,9 Prozent.

Ähnlich verhält sich die Frauenquote in Unternehmen hinsichtlich des Kriteriums Umsatzgröße. Den höchsten Frauenanteil in Führungspositionen haben Firmen mit einem Umsatz unter 1 Million Euro (24,5 Prozent). Danach sinkt die Frauenquote mit einem steigenden Umsatz kontinuierlich ab. Den niedrigsten Wert mit 9,8 Prozent erreicht sie bei Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 50 und 100 Millionen Euro. Bei Unternehmen mit mehr als 100 Millionen Umsatz steigt die Frauenquote in Führungspositionen auf 11,4 Prozent.

4. Frauen in Führungspositionen nach Branchen: Frauenquote im Gesundheitswesen am höchsten

In der Analyse der Branchen liefert das Gesundheitswesen mit einer Frauenquote von 37,2 Prozent den höchsten Wert. Aber auch im Handel (24,9 Prozent) und im Verlagswesen (24,6 Prozent) nehmen Frauen überdurchschnittlich häufig Führungspositionen ein. Wenige Frauen in Führungspositionen sind indes im Baugewerbe (7,9 Prozent), im Maschinenbau (9,1 Prozent), in der Energieversorgung (11,2 Prozent) und in der Schifffahrt (11,5 Prozent) vertreten.

5. Top-Positionen: Frauen auch in Aufsichtsräten unterrepräsentiert

Der Frauenanteil in Aufsichtsräten liegt gerade einmal bei  durchschnittlich 16,6 Prozent. Dies zeigt eine Analyse von rund 72.000 Positionen von Aufsichtsräten (Aufsichtsratsmitglieder und Aufsichtsratsvorsitzende) in deutschen Unternehmen. Auch bei der Frauenquote in Aufsichtsräten zeigen sich zwei ostdeutsche Länder führend. In Brandenburg (22,9 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (22,3 Prozent) ist die Quote bundesweit  am höchsten. Es folgen Berlin (21,0 Prozent), Sachsen (20,0 Prozent), Thüringen (19,9 Prozent) und Sachsen-Anhalt (19,6 Prozent). Den geringsten Anteil meldet hingegen das Saarland mit 12,3 Prozent weiblichen Aufsichtsräten. Auch in Baden-Württemberg (14,1 Prozent), Bayern (15,3 Prozent), Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen (15,4 Prozent) und in Rheinland-Pfalz (16,1 Prozent) sind Frauen in Aufsichtsräten nur unterdurchschnittlich vertreten.

6. Bundesländer: Hamburg ist die Hauptstadt der Chefs

Unabhängig von der Analyse von Frauen in Führungspositionen liefert die aktuelle Studie noch ein anderes Ergebnis. Werden die ausgewerteten Führungspositionen in das Verhältnis zu der Einwohnerzahl in den Bundesländern gesetzt, zeigt sich, dass Hamburg die Hauptstadt der Chefs ist. In keinem anderen Bundesland gibt es so viele Führungskräfte wie in der Hansestadt. In Hamburg kommen auf 10.000 Einwohner 488 Führungskräfte. Aber auch in Sachsen (427 Führungskräfte je 10.000 Einwohner), Brandenburg (421), Berlin (417), Bayern (383), Thüringen (374), Hessen (373) und in Mecklenburg-Vorpommern (359) liegen die Werte über dem Bundesdurchschnitt. Dieser liegt bei 356 Chefinnen und Chefs je 10.000 Einwohner. Auf anteilig am wenigsten Führungskräfte in Deutschland bringt es Niedersachsen mit lediglich 303 Entscheidern je 10.000 Einwohner.

7. Altersklassen: Mehr als ein Viertel der Entscheider ist älter als 60 Jahre

Wie auch in den vergangenen Jahren bekleiden viele ältere Arbeitnehmer Führungspositionen. Laut Bürgel Untersuchung ist mehr als ein Viertel (25,5 Prozent) der Führungskräfte beiderlei Geschlechts älter als 60 Jahre. Während sich die meisten Geschäftsführer, Inhaber, Vorstands- oder Aufsichtsratsmitglieder aus der Gruppe der 51- bis 60-Jährigen (32,2 Prozent) und der 41- bis 50-Jährigen rekrutieren (27,9 Prozent), ist der Anteil an Führungskräften mit 30 Jahren und jünger gering ausgeprägt. In der Altersklasse der jungen Erwachsenen von 18 bis 20 Jahren arbeitet nur jeder Tausendste (0,1 Prozent) in einer Führungsposition. Bei den 21- bis 30-Jährigen sind es 2,6 Prozent.

Apropos Entscheidernachwuchs wird sich in den nächsten Jahren einiges tun. Laut Bürgel befinden sich 17,7 Prozent der Chefs und Chefinnen kurz vor dem oder bereits im Rentenalter und bedürfen bald einer Nachfolgeregelung. Die meisten Vorgesetzten in diesem Alter arbeiten in Rheinland-Pfalz. Hier liegt der Anteil der über 65-jährigen Chefs bei 19,5 Prozent. Hoch sind die Quoten zudem in Schleswig-Holstein (19,2 Prozent) und Niedersachsen (18,6 Prozent). Am wenigsten Nachwuchssorgen wegen eines baldigen Renteneintritts in der Führung dürfte Hamburg haben. Hier arbeiten lediglich 14,7 Prozent über 65-Jährige an der Spitze. Geringe Werte melden auch Berlin (14,9 Prozent) und Bayern (16,7 Prozent).

8. Durchschnittsalter bei Führungskräften liegt bei 51,8 Jahren

Der durchschnittliche Unternehmenschef ist in der Bundesrepublik 51,8 Jahre alt. Während die statistisch ältesten Führungskräfte in Baden-Württemberg (Durchschnittsalter: 53,6 Jahre) und Bremen (53,4 Jahre) arbeiten, gehen in Sachsen-Anhalt (50,5 Jahre), Brandenburg (50,7 Jahre) und Thüringen (50,8 Jahre) statistisch die jüngsten Führungskräfte ihrer Tätigkeit nach.

 

Herausgeber: Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG, Gasstraße 18, 22761 Hamburg, presse@buergel.de, www.buergel.de

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