Über 300.000 Unternehmen in Deutschland mit erhöhtem Insolvenzrisiko – Trendumkehr: Anstieg der Firmeninsolvenzen in 2019

Knapp 305.000 Unternehmen in Deutschland werden mit finanziellen Problem in das Jahr 2019 starten

1. Einleitung: 8,4 Prozent der Unternehmen in Deutschland haben finanzielle Probleme

Knapp 305.000 Unternehmen in Deutschland werden mit finanziellen Problemen in das Jahr 2019 starten. Dies zeigt eine aktuelle Studie des Informationsdienstleisters CRIFBÜRGEL zur Zahlungsfähigkeit und Überschuldung von Firmen in Deutschland.
Für die Analyse hat CRIFBÜRGEL über 3,5 Millionen Unternehmen in Deutschland hinsichtlich ihrer Finanzkraft untersucht. Dazu gehören u.a. Angaben in den Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen, Umsatzzahlen, Zahlungserfahrungen oder Negativmerkmale. Das zentrale Ergebnis der Studie lautet: 8,4 Prozent der Unternehmen bzw. 305.108 Firmen insgesamt weisen derzeit eine schwache Bonität und damit ein sehr hohes Zahlungsausfallrisiko auf. Im Vergleich zum Sprachgebrauch bei Veröffentlichungen zu Privatpersonen gelten diese Unternehmen damit als überschuldet und haben ein erhöhtes Insolvenzrisiko. Bei diesen Firmen besteht durchaus das Risiko, dass diese ihre Schulden nicht mehr bedienen können und Insolvenz anmelden müssen.

Die Anzahl der finanzschwachen Unternehmen verringerte sich laut Studie im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozent. „Die Zahl der Firmen mit einem hohen Zahlungsausfallrisiko ist zwar leicht gesunken, es haben aber immer noch 300.000 Unternehmen in Deutschland ein erhöhtes Insolvenzrisiko. Bei den weiterhin guten Rahmenbedingungen für die Firmen, haben wir mit weniger risikobehafteten Unternehmen gerechnet“, kommentiert CRIFBÜRGEL Geschäftsführerin Ingrid Riehl die aktuelle Auswertung.

2. Prognose Firmeninsolvenzen 2018: Leichtes Minus erwartet

Die Firmeninsolvenzen werden 2018 – wenn auch leicht – weiter zurückgehen. Für das Gesamtjahr 2018 erwartet CRIFBÜRGEL bis zu 20.000 Firmenpleiten und damit nur noch ein Minus von knapp einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch wäre dies der niedrigste Stand bei den Firmenpleiten seit 1999 und der neunte Rückgang in Folge. „Positiv auf die Unternehmen wirkt vor allem die Binnenkonjunktur, die durch einen Anstieg der verfügbaren Einkommen und Kaufkraft gestärkt wird“, so Riehl. „Im nächsten Jahr wird es jedoch eine Trendumkehr geben. 2019 erwarten wir erstmals wieder einen Anstieg bei den Firmeninsolvenzen“, ergänzt die CRIFBÜRGEL Geschäftsführerin.

Die Risiken für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft kommen mit den von den USA ausgehenden Handelsstreitigkeiten und den Diskussionen und Unsicherheiten durch den bevorstehenden Brexit dabei vor allem von außen. Aber auch unabhängig von der konjunkturellen Lage und anderen günstigen Rahmenbedingungen müssen Unternehmen Insolvenz anmelden. Zum Beispiel scheitern jedes Jahr Neugründungen oder es kommt zu Anschlussinsolvenzen durch sogenannte Dominoeffekte. Auch Fehler im Management sorgen für eine Vielzahl von Firmenpleiten.

3. Bundesländer: Anteil finanzschwacher Unternehmen in Sachsen-Anhalt am höchsten

Laut Studie haben derzeit 305.108 Unternehmen in Deutschland finanzielle Probleme. Beim Blick auf die regionale Verteilung der Firmen mit hohem Zahlungsausfall- bzw. Insolvenzrisiko zeigen sich jedoch große Unterschiede. In absoluten Zahlen stehen Nordrhein-Westfalen (67.634), Bayern (39.141), Baden-Württemberg (32.031) und Niedersachsen (26.542) an der Spitze der Statistik der Bundesländer mit den meisten finanzschwachen Unternehmen. In Bremen (2.411) und im Saarland (3.023) gibt es absolut vergleichsweise wenig Firmen mit einem erhöhten Zahlungsausfallrisiko.

Bezogen auf die Firmendichte geht die höchste Insolvenzgefahr derzeit von Unternehmen in Sachsen-Anhalt aus. Aktuell sind 12,0 Prozent der Unternehmen dort in einer finanziellen Schieflage und somit von einer drohenden Zahlungsunfähigkeit betroffen. Aber auch in Sachsen (11,7 Prozent) und Berlin (10,5 Prozent) ist mehr als jedes zehnte Unternehmen von einer Insolvenz bedroht.

Prozentual betrachtet geht ein geringeres Risiko von Unternehmen in Bayern aus. Hier gelten nur 6,4 Prozent der Unternehmen als bonitätsschwach. Auch in Baden-Württemberg (7,0 Prozent), Hessen (7,2 Prozent) und Schleswig-Holstein (7,8 Prozent) ist die Quote insolvenzgefährdeter Unternehmen geringer als im Bundesdurchschnitt.

 

4. Prozentuale Veränderungen: Hamburg mit dem stärksten Anstieg insolvenzgefährdeter Unternehmen

In acht Bundesländern hat sich die Zahl finanzschwacher Unternehmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verringert. In Hessen (minus 6,7 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (minus 6,1 Prozent) gab es dabei die größten Rückgänge insolvenzgefährdeter Unternehmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Die größten Zuwächse an finanzschwachen Unternehmen gab es in Hamburg (plus 3,0 Prozent), Thüringen (plus 2,9 Prozent) und im Saarland (plus 2,6 Prozent).


5. Branchenanalyse: Unternehmen aus der Logistik mit dem höchsten Risiko

Je nach Branchenzugehörigkeit der untersuchten Unternehmen zeigen sich deutliche Unterschiede hinsichtlich der finanziellen Schwäche der Unternehmen. Am stärksten von möglichen Zahlungsausfällen betroffen sind Unternehmen aus der Logistik (Insolvenzrisiko liegt bei 13,3 Prozent) und aus dem Gastgewerbe (11,1 Prozent). Darüber hinaus haben Firmen aus dem Baugewerbe ein höheres Risiko, Insolvenz anmelden zu müssen. Der Anteil gefährdeter Unternehmen liegt in dieser Branche bei 9,5 Prozent. Das geringste Risiko einer Insolvenz haben Energieversorger (2,1 Prozent) und Unternehmen aus dem Gesundheitswesen (2,3 Prozent).
 

6. Analyse der Rechtsformen: Hohes Insolvenzrisiko bei der Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt)

13,7 Prozent der Unternehmergesellschaften (haftungsbeschränkt) droht eine Insolvenz. Damit nimmt die UG den schlechtesten Wert aller Rechtsformen ein. Aber auch bei den Gewerbebetrieben (9,2 Prozent) und der Gesellschaft bürgerlichen Rechts (9,0 Prozent) liegt der Anteil insolvenzgefährdeter Unternehmen über dem Durchschnitt. Ein geringes Insolvenzrisiko bergen Aktiengesellschaften. Nur 3,2 Prozent aller AGs gelten als finanzschwach und sind von einer Pleite bedroht.


7. Anzeichen von Unternehmenskrisen

Es gibt in der Praxis typische Verhaltensmuster, die frühzeitig auf eine prekäre Situation von Unternehmen hinweisen, etwa wenn eine schlechtere Zahlungsmoral, ein verändertes Bestellverhalten oder eine häufige Änderung in der Geschäftsführung, Bankverbindung oder Firmierung auftreten. Indikatoren sind aber auch, wenn Zahlungen durch ungerechtfertigte Mängelrügen hinausgezögert, mündliche Zusagen gebrochen oder häufig Rechnungskopien angefordert werden. Zudem leisten sich die betroffenen Unternehmen keine Neuanschaffungen mehr und nutzen veraltete Produktionsanlagen. Hinweise auf eine finanzielle Schieflage liefert auch der Verbrauch von Eigenkapital über Jahre hinweg oder die mehrfache Erhöhung der Kreditlinie (Fremdkapitaleinsatz).

8. Studiendesgin: Analyse der Finanzlage von Unternehmen

In der Studie hat CRIFBÜRGEL eine Vielzahl von Informationen zur Finanzlage der Unternehmen, die Aufschluss über die Zahlungsfähigkeit geben, ausgewertet. Dazu gehören u. a. Angaben in den Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen, Mitarbeiter- und Umsatzzahlen oder Zahlungserfahrungen. Außerdem fließen Informationen zu vorhandenen gerichtlichen Negativmerkmalen in die Analyse mit ein. Laut der aktuellen Auswertung gelten im Dezember 2018 305.108 Firmen in Deutschland als finanzschwach (Stichtag: 10. Dezember 2018). Anders ausgedrückt gelten 8,4 Prozent der insgesamt über 3,5 Millionen von CRIFBÜRGEL für die Studie auf Zahlungsfähigkeit untersuchten Unternehmen als überschuldet und demnach als insolvenzgefährdet. Die betroffenen Unternehmen verfügen über einen Bonitätsindex im Bereich zwischen 4,5 bis 6,0.

Herausgeber: CRIF Bürgel GmbH, Friesenweg 4/Haus 12, 22763 Hamburg, presse@crifbuergel.de, www.crifbuergel.de

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